Das Video Witts ist so eindeutig von der Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt.
Absolut! Wir leben schließlich auch in einer aufgeklärten, demokratischen Industrienation des 21. Jhd. Zudem amtierender Friedensnobelpreisträger.
Ohne mich zur künstlerischen Qualität dieses Videos äußern zu wollen, stellt sich mir allerdings die Frage, wie man filmisch die Perversion des Krieges darstellen soll, wenn man keine mordenden und vergewaltigenden Soldaten mehr zeigen darf, die eine tatsächliche Uniform tragen.
Auch das ist absolut nachvollziehbar. Soldaten im Krieg tragen nun ‘mal Uniform. Aaaaber…
Dort sieht man eine Szene, in der Soldaten, die Bundeswehruniformen tragen, eine Frau vergewaltigen und anschließen (angedeutet) ein Kind ermorden.
Aus einer abstrakten Uniform (siehe Zitat oben) ist eine konkrete Uniform geworden. Erkennbar im clip durch den Deutschlandfahnen-Aufnäher auf derselbigen. Profis erkennen Bundeswehruniformen möglicherweise ja noch an anderen Dingen, wie am Flecktarnmuster. Allerdings behaupte ich, daß die allermeisten nur wegen dieses Deutschland-Aufnähers auch die als Soldaten dargestellten Schauspieler überhaupt erst mit der deutschen Bundeswehr assoziieren, wodurch der aktuelle Bohei wohl auch erst entstand.
In dem Zusammenhang komme ich persönlich zu der Überzeugung, daß das Musikvideo auch ohne die Deutschland-Aufnäher auf den Uniformen die gleiche Botschaft transportiert hätte.
Aus diesem Grund stelle ich mir die Frage, weshalb der Produzent dieses Videos vorher nicht einfach die Aufnäher von der Uniform gefummelt hat. Auch ohne diese Deutschland-Aufnäher ist die Uniform immer noch eine Uniform.
Darauf aufbauend frage ich mich weiterhin, ob das Musikvideo mit “neutralen” Uniformen die gleiche Aufmerksamkeit erreicht hätte.
So oder so: Ich für meinen Teil sehe das insgesamt locker und denke auch, daß die Bundeswehr das ebenfalls entspannter sehen sollte. In dem Punkt gebe ich daher Thomas Stadler absolut Recht: Die Bundeswehr sollte meiner Meinung nach eigentlich weiter und aufgeklärter sein, als z.B. die offenbar geistig minderentwickelten Menschen die wegen irgendwelchen Darstellungen in irgendwelchen Büchern oder wegen irgendwelchen Karrikaturen reflexartig Menschen anderern Glaubens umbringen oder wie wildgewordene Neandertaler irgendwelche Fahnen anzünden und wie die Irren durch die Gegend krakelen…
Befremdlich finde ich persönlich auch so ‘was hier:
Indizierungsantrag zur Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien begleitet.
Warum wird im Moment eigentlich alle Nase lang und überall direkt immer reflexartig nach Zensur geschrien (zumal eine Indizierung m.M.n. meistens besonders großes Interesse weckt)?
Naja, wie dem auch sei… In dem Zusammenhang ganz kurz noch einen Schwank aus meiner Jugend. Und zwar wurde z.B. im Jahre 1988 das C64-Computerspiel “Commando” wegen Kriegsverherrlichung indiziert. Das sorgte seinerzeit in der “Szene” für große Aufregung und TamTam. Zur Veranschaulichung siehe bitte hier:
http://www.youtube.com/watch?v=hDAhixO2t5w
Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist -denke ich- erkennbar…
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@Soldaten der deutschen Bundeswehr:
Der Musiker (nebenbei übrigens ein Landsmann) hat nach eigenen Angaben bereits Mordrohungen deswegen bekommen und hat Angst vor gewaltätigen Übergriffen durch Bundeswehrsoldaten. Findet ihr das nicht etwas verquer? Leute, es ist doch unter’m Strich nur ein Musikvideo! Inhaltlich darf jeder davon natürlich halten, was er will – das ist bei Kunst ja auch der Sinn der Sache. Ich persönlich hätte z.B. die Aufnäher abgepiddelt, weil ich grundsätzlich die Meinung vertrete daß man abstrakt adressierte, kritische Botschaften auch abstrakt transportieren kann. Auch sonst spricht es mich persönlich nicht sonderlich an. Deswegen aber Gewalt anzudrohen, die Zensurkeule zu schwingen und ähnliches, ist m.E. für ein aufgeklärtes Deutschland sehr beschämend und entspricht im Grunde genau dem Gegenteil für das ihr unter anderem am Hindukusch den Kopf hinhaltet. Denkt mal drüber nach…
In diesem Sinne, Baxter (OG aD)